Intuition verstehen, wahrnehmen und stärken!
Sehr oft im Leben müssen wir Entscheidungen treffen. Jeden Tag viele kleine, eher unbedeutende und manchmal schwerwiegende, die große Auswirkungen für uns und andere haben. Manche Entscheidungen sind einfach zu treffen und damit stressfrei und in anderen Situationen ist es sehr schwer, wenn zum Beispiel Angst im Spiel ist oder aufgrund der Komplexität es unmöglich ist, alle Szenarien vorauszusehen. Dann brauchen wir Hilfe von außen, durch Gespräche und Tipps von anderen Menschen oder von Innen, von unserem Unterbewusstsein, unserer Intuition.
Vom Unterbewusstsein zum Bewusstsein
Unser Unterbewusstsein ist ein unerschöpflicher Quell von Wissen und Weisheit. Es bezieht Informationen aus allen Körperzellen und ist über Felder verbunden mit allem Leben um uns herum. Von dort bezieht es eine große Fülle an Informationen, mit denen unser Bewusstsein gnadenlos überfordert wäre, müsste es sie alle verarbeiten. Das Unterbewusstsein sortiert, filtert und durchsucht, ähnlich wie Google, nach relevanten Informationen und erstellt ein Ranking, eine Liste mit Nachrichten die es wert sind an das Bewusstsein gemeldet zu werden. Dies geschieht vor allem im Thalamus, einer Struktur mit vielen Nervenkernen im Gehirn, die man deshalb auch das „Tor zum Bewusstsein“ nennt.
Konkurrenzkampf am Thalamus
Was die Nachricht hier ankommt, steht sie erstmal in der Warteschlange. Denn dort kommen auch alle sensiblen Informationen aus unserem Körper, die es wert sind Aufmerksamkeit zu erhalten. Ganz besonders aber stehen die Nachrichten aus dem Unterbewusstsein in Konkurrenz zu unseren Gedanken und Überzeugungen. Vor allem zu den Gedanken, die wir sehr oft haben und einen großen Teil unseres Handelns beeinflussen. Passen sie dazu, dürfen Sie oft vor und gelangen schnell zu uns. Im anderen Fall warten Sie lange und verpuffen oder kommen zwar ins Bewusstsein, werden aber leider nicht wahrgenommen, weil wir abgelenkt sind.
Wird eine Botschaft empfangen und trägt zum Erkenntnisgewinn bei, nennt man das Intuition.
Selektive Intuition
Intuition ist oft sehr einseitig ausgeprägt, je nachdem womit unsere Gedanken sich so beschäftigen. Ein genialer Wissenschaftler unterscheidet sich von einem guten Wissenschaftler dadurch, dass er aus allem Wissen und der Intuition ein neues Verständnis entwickelt, neue Zusammenhänge erkennt und somit wertvolle Erfindungen hervorbringt. Seine Gedanken kreisen meistens um seine Arbeit und so kann er hier gut mit dem Unterbewusstsein zusammenarbeiten. Es kann aber sein, dass er zum Beispiel im privaten und sozialen Bereich über gar keine Intuition verfügt und andere Menschen nicht einschätzen und verstehen kann.
Wir entwickeln also bei Themen, auf die wir spezialisiert sind, leichter eine besonders ausgeprägte Intuition, die uns zu einem guten Arzt, Lehrer, Schriftsteller, etc. macht. Wie sieht es aber im Alltagsleben aus oder in Bereichen, wo wir uns weniger auskennen und die Intuition entsprechend seltener wahrgenommen wird?

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Intuition und Ernährung
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Ernährung. Tausende Informationen, die sich zum Teil widersprechen. Sehr oft beobachte ich bei den Patienten, dass jeder Statistik in einer Zeitung, jeder allgemeinen Empfehlung eines Experten, oder jeder Meinung halbfremder Menschen mehr Wert beigemessen wird als dem eigenen Gefühl. Selbst eindeutige körperliche Signale werden da oft ignoriert.
„Ananas ist gesund“, also wird sie gegessen, auch wenn danach die Zunge brennt und man Bauchschmerzen bekommt. Der Zusammenhang zwischen den Schmerzen und dem Nahrungsmittel wird ignoriert und verdrängt, weil die starke Grundüberzeugung der gesunden Ananas alle widersprechenden Wahrheiten und Wahrnehmungen blockiert.
Gerade in punkto Nahrung gibt es neben den „Überzeugungen“ auch andere Interessensgemeinschaften, die im Körper mit der Intuition in Konkurrenz stehen und versuchen sie zu blockieren. Der Darm hat je nach Besiedlung sehr eigene Wünsche, was da oben so rein soll. Das Belohnungssystem im Gehirn ist oft sehr an Genussmitteln interessiert, Angewohnheiten und Süchte spielen hier mit rein, soziale Komponenten etc.

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Intuition trainieren
Wie kann man das ändern? Wie kann man rezeptiver werden, den Thalamus durchlässiger für die inneren Botschaften machen und diese auch besser wahrnehmen?
Erst einmal ist es förderlich offen für andere Möglichkeiten und Meinungen zu sein. Nicht umsonst verteidigt man seinen Standpunkt oft heftiger, je weniger überzeugt man eigentlich ist. Das ist ein Schutzmechanismus, um keine widersprechenden Informationen hereinzulassen, auch wenn sie noch so laut klopfen. Das Gefühl unbedingt Recht haben zu wollen, als hinge das Leben davon ab, ist sehr hinderlich für die Wahrnehmung der Intuition. Versuchen Sie sich davon zu lösen und heißen Sie Alternativen als Bereicherung und Verbesserung willkommen.
Dann gilt es die Intuition auch als solche wahrzunehmen und von Gedanken, Ängsten, Wünschen und Begierden unterscheiden zu lernen.
Hier mein Tipp: Alle Gedanken und alle körperlichen Empfindungen, die nicht für das Gemeinwohl, sondern nur egoistisch für ihr spezielles eigenes Wohl sorgen möchten, üben einen Zwang aus. Wenn man dem widerstehen will, braucht man Energie dafür. Es ist wie ein böiger Wind, gegen den man sich entweder stemmen kann, oder ihm einfach nachgibt und von ihm treiben lässt. Zum Beispiel, indem man die lockende Schokolade dann eben isst. Das ist natürlich auch Okay und immerhin flaut der Wind dann meist für ein Weilchen ab.
Die Intuition aber ist anders. Sie übt nie Zwang aus, denn sie verfolgt ja keine eigenen Interessen, sondern ist neutral. Sie ist wie eine leichte Brise, die einen ganz leicht in eine Richtung bewegen möchte. Üben Sie die Brise wahrzunehmen. Fragen Sie sich bei jeder wichtigen Entscheidung, ob Zwang oder Angst im Spiel ist und versuchen Sie dahinter zu spüren, denn der Wind muss erst abflauen um die Brise wahrzunehmen.
Dies erfordert Training. Genauso wie es Zeit braucht echtes Vertrauen für die Botschaften von Innen zu entwickeln und zu erkennen, dass sie es wirklich gut mit einem meinen und es sich lohnt auf sie zu hören.